Forschungsprojekt: Verbreitung, Zustand und Erhaltung der Fromentalwiesen (Glatthaferwiesen) in der Schweiz

Fromental- oder Glatthaferwiesen prägten noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts die tieferen Lagen der Schweiz. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten wurden sie praktisch vollständig in ertragreichere Fettwiesen und in Ackerland umgewandelt. Damit ging ein immenser Teil des Arten- und Blumenreichtums der traditionellen Kulturlandschaft verloren – bis heute fast unbemerkt und unerforscht.

Obwohl flächenmässig der weitaus am stärksten dezimierte Lebensraum der Schweiz, wurde ihr Verlust und ihre Bedeutung von Landwirtschaft, Naturschutz und Forschung so gut wie nicht wahrgenommen. Bis heute bestehen weder genauere Zahlen zum Rückgang, Inventare zur aktuellen Verbreitung, Daten zur Qualität der verbliebenen Reste, noch Programme zum Schutz dieses Wiesentyps. Im Gegenteil, auch in den aktuellen agrarökologischen Programmen von Bund und Kantonen fallen sie weitgehend zwischen Stuhl und Bank.

Das mehrjährige, im Frühling 2009 angelaufene Forschungsprojekt nimmt sich dieser Lücken an und entwickelt praxisnahe Lösungen zum Schutz und zur Förderung der Fromentalwiesen der Schweiz. Das Projekt wird von Ö+L in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich durchgeführt.

Was sind Fromentalwiesen?
Fromentalwiesen – in Deutschland meist Glatthaferwiesen genannt – sind meist ausserordentlich blumenreich. Salbei, Margerite, Habermark, Flockenblume und viele weitere bekannte Blumenarten haben oder hatten ihren Verbreitungsschwerpunkt in Fromentalwiesen. Lediglich mit Mist gedüngt, waren sie die „Fettwiesen“ der Landwirtschaft vom Spätmittelalter bis zur Anbauschlacht während und nach dem zweiten Weltkrieg. Sie wurden zwei- bis dreimal jährlich gemäht und lieferten je nach Standort und Düngung einen Heu-Ertrag zwischen 50 und 100 dt/ha. Mit rund 30-40 Pflanzenarten pro 10 m2 sind sie markant artenreicher als die heutigen Fettwiesen und werden deshalb zusammen mit den Trockenwiesen und Streuwiesen zu den artenreichen Wiesentypen gezählt. Sie beherbergen viele heute über weite Strecken ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten.

Die wichtigsten Resultate auf einen Blick
Die im Rahmen des Projektes durchgeführte Vergleichskartierung historischer Vegetationsaufnahmen zeigt, dass artenreiche Fromentalwiesen durch eine starke Intensivierung in den vergangenen Jahrzehnten fast vollständig durch artenarmes Wiesland verdrängt worden sind.
Doch selbst die verbliebenen Relikte sind floristisch stark verarmt. Die durchschnittliche Pflanzenartenzahl nahm von 38 im Jahre 1950 auf heute 27 ab (-30 %). Die Zahl der Fromentalwiesen-Charakterarten ging gar von 25 auf 9 zurück (-64 %). 71 % der aktuell aufgenommenen Fromentalwiesen erreichen das QII-Niveau, welches eine akzeptable Artenvielfalt von Oekowiesen anzeigt, nicht, obwohl sie extensiv bewirtschaftet werden.
In ihrer typischen Form machen Fromentalwiesen – noch um 1950 der dominierende Lebensraum im Schweizer Mittelland – heute höchstens noch 2% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche aus.

Was ist zu tun?
Angesichts dieses extremen Rückgangs kommt einer strikten Erhaltung und wirksamen Förderung der Fromentalwiesen für die Biodiversität in der Kulturlandschaft eine hohe Bedeutung zu. Im Gegensatz zu vielen anderen Oekoflächentypen sind artenreiche Fromental- und Goldhaferwiesen ein auch agronomisch produktives Element, liefert es doch einen nennenswerten Ertrag mit einem guten Verhältnis zwischen Input und Output.
Nur wenn es gelingt, diesen Wiesentyp wieder in eine Milch- und Fleischproduktion zu integrieren, die auf einem ganzheitlich orientierten, differenzierten, standortgerechten Futterbau beruht, kann die Biodiversität im „Grasland Schweiz“ flächenwirksam wieder zunehmen.
Was es dazu braucht und warum sich solche Bemühungen auch ökonomisch für den Landwirtschaftsbetrieb lohnen, wird in einem Agridea-Merkblatt und in einem Buch aufgezeigt.

Publikationen:

Sponsoren: Das Fromentalwiesenprojekt wurde dankenswerterweise unterstützt von der temperatio-Stiftung, von der Bristol-Stiftung und von Pro Natura.